Wettkämpfe

Unsere Turnerinnen nehmen in verschiedenen Leistungsgruppen (EP bis P6) an Wettkämpfen in der ganzen Schweiz teil. Die Wettkampfsaison dauert in der Regel von März bis Juni.

 

Herausforderungen an 4 Geräten 

Kunstturnen ist der Leistungs- und Wettkampfsport an den olympischen Turngeräten. Die Frauen bestreiten ihren Wettkampf an den vier Geräten Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden. Es gibt Mannschaftswettbewerbe, Einzelmehrkämpfe und Wettkämpfe an jedem einzelnen Gerät.

Schwebebalken: Obwohl der Schwebebalken nur 10 cm schmal (!) und nicht elastisch ist, zeigen heutige Kunstturnerinnen an diesem Gerät Übungen, wie sie vor nicht allzu langer Zeit am Boden zu den Highlights gezählt haben. Sogar Schraubensalti auf dem Gerät werden souverän beherrscht.

Kürübungen am Schwebebalken dürfen bis zu 90 Sekunden dauern und müssen über die gesamte Länge des Geräts ausgeführt werden. Die Turnerin hat akrobatische und gymnastische Elemente sowie besondere Höhe-punkte und harmonische Verbindungen in ihrer Kür zu vereinen, um eine hohe Note erhalten zu können. Eine akrobatische Serie besteht beispielsweise aus einem Rad mit anschliessendem Flickflack und Rückwärtssalto, eine gymnastische Serie kann z.B. aus einer Drehung gefolgt von einem originellen Sprung bestehen.

Sechs weitere „Besondere Anforderungen“ müssen in einer vollwertigen Kür neben exzellenter Bewegungs-technik, Ausdruckskraft und Körperhaltung erfüllt werden: Eine Akrobatikserie mit mind. zwei Flugelementen, eine gymnastische oder gymnastisch/akrobatische Verbindung aus zwei oder mehreren Elementen, eine 1/1 Drehung auf dem Fuß oder Knie, ein Sprung mit 180°-Querspreizwinkel, eine Stand- oder Stützwaage sowie ein schwieriger Abgang. Die gesamte Ausführung der Kür sollte den Eindruck erwecken, dass die Turnerin auf dem Boden – und nicht auf dem nur knapp über fussbreiten Gerät aktiv ist. Die Länge des Balkens beträgt übrigens 5m, die Höhe 120 cm.

Boden: Die Bodenübungen der Turnerinnen müssen zu Musik choreografiert sein und dürfen höchstens 90 Sekunden dauern. Während der Kür müssen alle Teile der 12 x 12m grossen und elastischen Bodenfläche mit akrobatischen und gymnastischen Elementen beturnt werden.

Mindestens zwei akrobatische Serien müssen enthalten sein, von denen wiederum eine mindestens zwei Salti in unterschiedliche Richtungen aufzuweisen hat. Während der gesamten Übung muss die Turnerin ihre Elemente harmonisch und im Einklang mit der Musik verbinden. Die Qualität der Ausdruckskraft wird auch daran gemessen, ob es gelingt, „schauspielerische“ Akzente zu setzen. Dennoch steht neben einer qualitativen Ballettausbildung vor allem die Schwierigkeit der zu zeigenden Elemente im Vordergund der Vorbereitung auf die Wettkämpfe. Diesbezügliche Highlights sind gegenwärtig beispielsweise Strecksalti mit Dreifachschrauben oder gestreckte Doppelsalti mit Schraube.

Sprung: Die Sprünge im Frauenkunstturnen sind entsprechend ihren verschiedenen Körperpositionen und Bewegungsformen in fünf Kategorien aufgeteilt. Je nach dem von der Turnerin ausgewählten Sprungtyp müssen spezielle Anforderungen erfüllt werden, die in den internationalen Wertungsvorschriften detailliert aufgelistet sind. Ein erfolgreicher Sprung beginnt mit einem schnellen Anlauf von maximal 25 Metern Länge. Die Besten besitzen einen sehr „explosiven“ Absprung vom federnden Sprungbrett, um danach in der „ersten Flugphase“ in enormer Geschwindigkeit die Füsse über den Kopf zu bringen und mit den Händen Kontakt am Sprunggerät zu erhalten. Während der folgenden kurzen Stützphase (bei der sich die Turnerin kräftig vom Gerät abdrückt), beurteilen die Kampfrichterinnen die Körperhaltung, sowie die Position der Schultern und Arme. Komplizierter für die Jury wird es während der anschliessenden „zweiten Flugphase“ und der Landung. Je höher und je weiter die Turnerin durch die Luft fliegt, desto besser ist es. Und je mehr Salto- und Schraubendrehungen sie in die zweite Flugphase integriert, desto höher ist üblicher Weise der Schwierigkeitsgrad ihres Sprunges.

Stufenbarren: Der von vielen als das attraktivste und spektakulärste Frauenturngerät bezeichnete Stufen-barren verlangt von den Turnerinnen in sehr hohem Ausmass sowohl Kraft, als auch Konzentration, Mut, Koordinationsvermögen und sekundenbruchteilgenaues Timing.

Während noch vor einigen Jahrzehnten statische Elemente am Stufenbarren üblich und oftmals die Regel waren, unterscheiden sich die Übungen heute grundsätzlich kaum mehr von denjenigen der Männer am Reck. Im Laufe der letzten Jahre wurden die beiden Holme immer elastischer und haben nun einen kreisrunden Durchschnitt für bessere „Griffigkeit“ (früher waren sie oval). Auch der Abstand zwischen den Holmen wurde kontinuierlich verbreitert, um dynamischeres Turnen zu ermöglichen. Heute ist der obere Holm 230 cm hoch, der untere 150 cm und der horizontale Maximalabstand zwischen beiden beträgt ebenfalls 150 cm. Die welt-besten Turnerinnen nehmen in ihre Übungen neben vielfältigen Riesenfelgenvariationen mit Pirouetten, Griff- und Richtungswechseln auch spektakuläre Flugelemente zum Wiederfangen und Abgänge mit Doppelsalti und/ oder Mehrfachschrauben auf. Vorgeschrieben ist, dass die komplette Stufenbarrenkür ohne Unterbrechung oder Pausen absolviert wird und dass beide Holme ausgewogen beturnt werden.
Die Landematten (sogenannte „Niedersprungmatten“) sind 20 cm dick und speziell auf die physikalischen und biomechanischen Gegebenheiten des Kunstturnens abgestimmt.